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Anschlag auf die Ausbildung

Die Mitarbeiter im Bäckerhandwerk leisten in Backstube wie im Verkauf eine tolle Arbeit. Nicht zuletzt in Coronazeiten ist das wieder einmal mehr als deutlich geworden. Unserer Ansicht nach werden sie dafür im Vergleich zu vielen anderen Berufen und in vielen Regionen immer noch zu schlecht bezahlt. Oder, um genau zu sein, können ihnen die Bäcker nicht mehr zahlen. So wird jeder in der Branche seinen Aushilfskräften den kommenden Mindestlohn von Herzen gönnen. In manchen Gegenden können es sich die Unternehmen aber schlicht nicht leisten. Auch, weil sich mit dem Mindestlohn das ganze Lohngefüge ändert: Wenn die Aushilfe mit zwölf Euro bezahlt wird, muss die Fachverkäuferin natürlich ihrerseits einen Aufschlag bekommen, ebenso die Filialleiterin und die Bereichsleiterin. Sonst verlieren Ausbildung, Qualifikation und Einsatzbereitschaft ihre Berechtigung. Wer beginnt noch eine Ausbildung, wenn sich das nach zwei oder drei Jahren nicht in Euro und Cent zu rechnen beginnt? Der staatliche Eingriff in die Tarifautonomie ist ein direkter Anschlag auf das bewährte und hochgelobte deutsche Ausbildungssystem. Wir wissen, dass in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten Kollegen ohne Ausbildung als erste ihre Arbeit verlieren. Die Ampelparteien schaden langfristig also gerade den Menschen, denen sie angeblich helfen wollen. Leider werden die Bäcker mit solchen Argumenten bei den Regierenden nicht durchdringen. Wie man sieht, reagiert die NGG außerdem bereits auf die zunehmende Inflation. Die nächste Lohnrunde dürfte spannend werden. Und da reden wir noch gar nicht von den weiteren Kostensteigerungen, die auf die Betriebe zurollen. Deshalb müssen wir zum Ende des Jahres leider noch einmal unser Mantra anstimmen: Schauen Sie sich Ihre Kalkulation an, preisen Sie die kommenden Kostensteigerungen ein und ziehen Sie dann die richtigen Schlüsse.