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Ausgleich oder Ablass?

Sind CO2-Kompensationszahlungen die Ablassbriefe von heute? Diese Frage löst einige Diskussionen aus. Auch ich habe mir sie in den vergangenen Tagen und Wochen immer öfter gestellt. Sämtliche Unternehmen werben mit Nachhaltigkeitsclaims. Klimaneutral ist das Wort der Stunde – und ganz gleich, für welche Themen ich in letzter Zeit recherchierte, fast immer stieß ich auf den Begriff. Doch wie funktioniert klimaneutral überhaupt, wenn bei einer Produktion schließlich immer Emissionen entstehen? In den meisten Fällen durch Kompensationszahlungen. Unternehmen bezahlen Unternehmen, um Umweltschutzprojekte zu fördern. An und für sich ist das eine gute Sache. Wir benötigen mehr solcher Projekte und das braucht schließlich Geld. Schwierig wird es nur dann, wenn Firmenchefs gar nicht mehr hinterfragen, wie sie ihre CO2 Emissionen in der Produktion oder Logistik reduzieren könnten – frei nach dem Motto: Macht doch nicht‘s, wir zahlen ja schließlich für die Kompensation. Verstecken sich hinter Kompensationszahlungen also nur faule Kompromisse? Verführen sie gar zu Greenwashing? Oder überwiegen letzten Endes doch die Vorteile? Fragen, die ich für mich selbst noch nicht beantworten kann. Eines aber ist sicher: Werben mit Klimaneutralität kann schnell zum Fallstrick werden. Darüber sprach ich kürzlich mit dem Juristen und Geschäftsführer des Deutschen Kaffeeverbandes, Dr. Johannes Hielscher. Er bestätigte mir, was ich bereits ahnte: Klimaneutral einfach auf die Verpackung drucken zu lassen, könnte Verbraucher irreführen. Stattdessen sind Sie auf der sichereren Seite, wenn Sie erklären, warum Sie sich in dem Fall als klimaneutral betrachten – wie zum Beispiel durch Kompensation.