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Brot als „A-Ware“

Nicht zuletzt durch Corona ist eine gesunde Ernährung für viele Verbraucher derzeit ein großes Thema. Doch bei der großen Vielfalt von Lebensmitteln ist es gar nicht so leicht, diese richtig einzuordnen. Hier kann eine Nährwertkennzeichnung helfen, wie beispielsweise der Ende 2020 auf freiwilliger Basis eingeführte Nutri-Score, der die Lebensmittel praktischerweise auch gleich auf einer 5-stufigen Farbskala von A bis E einordnet. Der Nutri-Score ist dabei ein gutes Beispiel für die Fallstricke, die bei der Beurteilung von Lebensmitteln lauern. So hat etwa die Verbraucherzentrale Hamburg in einem Vergleich für ein Mineralwasser die Bestnote A, für einen Orangensaft ein B und für eine Cola ein E vergeben. So weit, so gut. Gleichzeitig kritisiert der Bundesverband Naturkost Naturwaren aber, dass ein Bio-Apfelsaft ein C, eine Cola light jedoch ein B bekommen würde. Das ist allerdings völlig korrekt so, denn der Apfelsaft enthält mit 110 Gramm je Liter ungefähr genauso viel Zucker wie Cola. Cola light ist dagegen zuckerfrei und enthält weder günstige noch ungünstige Nährwerte, darum bekommt sie ein B. Wer sich am Nutri-Score orientiert, sollte also wissen, dass dieser nur die Nährwerte abbildet, nicht aber etwa die Vorteile von Obst im Vergleich zu hochverarbeiteten Lebensmitteln mit Süßstoff. Der Nutri-Score ist für unverarbeitete Lebensmittel auch gar nicht gedacht, sondern für komplex zusammengesetzte Produkte.

Da eine Nährwertkennzeichnung zudem nur für vorverpackte Lebensmittel Pflicht ist, betrifft der Nutri-Score Handwerksbäckereien in der Regel ohnehin nicht. Harry-Brot möchte ihn aber bis Ende 2021 auf allen seinen Verpackungen einführen. Das tut der Großbäcker wohl auch deshalb so bereitwillig, weil er ganz genau weiß, dass Brot definitiv ein gesundes Lebensmittel ist und daher ein A bekommen wird. Bei Feingebäcken mit viel Fett oder Zucker sieht die Sache allerdings schon wieder anders aus, selbst wenn sie aus Vollkorn sind. Eine Nährwertkennzeichnung allein kann also die fachkundige Beratung durch einen Fachmann nicht ersetzen. Somit können Artisanbäcker auch in Zukunft mit ihrer Backwarenkompetenz punkten, sogar ganz ohne Nutri-Score.