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Das böse Wort Inflation

Die im Euroraum kursierende Geldmenge hat sich in den letzten 20 Jahren mehr als verdreifacht. Das steht offensichtlich in keinem Verhältnis zum Wirtschaftswachstum im gleichen Zeitraum. Dazu kommen dann noch die Sondereffekte des letzten Jahres, in dem bei einer deutlich rückläufigen Wirtschaft die Geldmenge allein in einem Jahr um gut zwölf Prozent zulegte – auf 14,5 Billionen Euro. Was passiert, wenn eine rasant wachsende Geldmenge auf eine sinkende Zahl von Gütern trifft? Genau, es kommt zur – ganz böses Wort – Inflation. Nun haben wir gelernt, dass es bei der Inflation keinen Automatismus gibt, wie man ihn als Hobby-Volkswirtschaftler vielleicht erwarten könnte. Oder wie der Rheinländer sagen würde: „Et is noch immer jot jejange.“ Sehen wir also die fünf Prozent Inflation, die die Commerzbank für November für möglich hält, als temporäres Phänomen. Wirklich beruhigen kann das nicht, denn die Verbraucher werden – nicht zuletzt dank explodierender Engergiepreise – schnell merken, dass da irgendwie weniger in der Geldbörse ist. Gewerkschaften werden die Lohnforderungen nach oben drehen, der Mindestlohn von zwölf Euro wird immer realistischer und auch auf den Rohstoffmärkten kann es jederzeit zu spürbaren Verwerfungen kommen. Nun haben die Bäcker keinen Zugriff auf die Druckmaschinen der Europäischen Zentralbank. Bleibt ihnen also nichts anderes übrig, als den Rechner anzuwerfen und die Kalkulation jedes Produkts im Auge zu behalten. Und sie müssen sich Gedanken machen, wie auf ihrem Markt Preisanpassungen umgesetzt werden können. Vorsichtige Naturen werden zurzeit agieren, als handelten sie ausschließlich mit Erdbeerkuchen am Anfang und gegen Ende der Saison. Wer da nicht aufpasst wie ein Luchs, zahlt am Ende sicher drauf.