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Deutliche Tariferhöhungen in Berlin und Brandenburg

Jeder Bäcker wird den Mitarbeitern in Berlin und Brandenburg die Tariferhöhung gönnen. Der neue Abschluss des Landesverbandes mit der Gewerkschaft NGG zeigt allerdings auch, welche Kostensteigerungen auf die Branche in einigen Ländern durch den Mindestlohn zukommen – vor allem, wenn es weiter einen Lohnunterschied zwischen gelernten und ungelernten Kräften geben soll. Im Laufe der Jahre 2022 und 2023 steigen in Berlin und Brandenburg die Löhne und Gehälter der Beschäftigten hinter dem Verkaufstresen und in der Backstube je nach Tarifgruppe um mindestens 18, in einigen Fällen sogar um bis zu 44 Prozent. Das gaben der Landesverband und die NGG in einer gemeinsamen Pressemitteilung bekannt. Die unterste Tarifgruppe für ungelernte Arbeitskräfte liegt danach künftig bei einem Lohn von mindestens 12,50 Euro in der Stunde, der Stundenlohn für gelernte Bäcker und Bäckereifachverkäuferinnen bei entsprechender Berufserfahrung bei 15,15 Euro.

Der Bäckerinnungsverband wies darauf hin, dass in einem personalkostenintensiven Gewerbe wie dem Bäckerhandwerk, wo Lohnkosten die Hälfte der Gesamtkosten ausmachen,  eine Lohnsteigerung von 20 Prozent eine Preissteigerung von zehn Prozent bedeutet. Es hänge also alles vom Verständnis und von der Treue der Kundinnen und Kunden ab. Nachdem die Entgelte im Berliner und Brandenburger Bäckerhandwerk bereits zum 1. März und 1. Juli diesen Jahres erhöht wurden, ist in dem Tarifvertrag eine weitere Erhöhungsstufe zum 1. September diesen Jahres sowie eine weitere Erhöhung zum 1. September 2023 vereinbart. Der neue Tarifabschluss sorgt außerdem für die Gleichstellung von Produktion und Verkauf: Erstmals wird das Entgelt einer gelernten Bäckereifachverkäuferin an das Lohnniveau eines Bäckers bzw. einer Bäckerin angeglichen. Ferner erfolgt ebenfalls im Jahr 2023 eine endgültige Angleichung des bisher niedrigeren Brandenburger Tarifniveaus an das höhere Berliner Lohn- und Gehaltsgefüge. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit bis zum 31. März 2024.

Christa Lutum, Verbandsvorsitzende des Bäcker- und Konditoren Landesverbands Berlin-Brandenburg e. V.: „Das Bäckerhandwerk lebt durch seine Angestellten. Was diese in über zwei Jahren Pandemie geleistet haben, um Kundinnen und Kunden lokal täglich mit frischen Produkten zu versorgen, ist einfach großartig. Deshalb freuen wir uns sehr für sie, wenngleich die Lohnerhöhungen, gepaart mit den aktuell drastisch steigenden Rohstoff- und Energiekosten, unsere Innungsbetriebe vor große Herausforderungen stellen. Diese sind nur zu meistern, wenn uns die Kundinnen und Kunden treu bleiben, selbst wenn die Preise steigen. Wenn das gelingt, macht die Lohnerhöhung das Bäckerhandwerk noch etwas attraktiver für junge Leute, die nach einer beruflichen Perspektive suchen!“

Im Berliner und Brandenburger Bäckerhandwerk arbeiten schätzungsweise 14.000 Beschäftigte. Von dem Tarifvertrag sind Betriebe erfasst, die Mitglied im Bäcker- und Konditoren Landesverband Berlin und Brandenburg e. V. sind. Der neue Tarifvertrag dürfte also auch noch einmal Druck auf die Zahl der Bäcker ausüben, die noch in der Innung organisiert sind.