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Dr. Murkes gesammeltes Schweigen, oder bitte kein weiteres „Rumgemurkse“ mehr!

Wir stecken im zweiten Lockdown fest und leider hat die letzte Krisensitzung der Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin keinen guten Weg aufgezeigt. So steuern wir direkt auf einen dritten Lockdown zu. Wer Familienmitglieder hat oder Bekannte kennt, die im Gesundheitswesen arbeiten, weiß Bescheid – Die Krankenhäuser stehen kurz vor dem Kollaps, die sind „uffe“ wie man im Ruhrgebiet sagt!

Unsere Kanzlerin ist Naturwissenschaftlerin und weiß, wovon sie redet. Leider tritt sie nicht mehr zur Wahl an und man hört nicht mehr auf ihre Kompetenz. Föderalismus ist gut, leider haben wir in 2021 ein „Wahljahr“ mit ganz vielen Landtagswahlen, das ist schlecht. Viele Ministerpräsidenten wollen die Schulen wieder öffnen, um wiedergewählt zu werden und das ist ganz schlecht! Der Bürgermeister von Rostock, Claus Ruhe Madsen, macht gerade allen Ministerpräsidenten vor, wie es geht. Er hat eben auch eine sehr erfolgreiche Unternehmergeschichte in seiner Agenda …

Nur mal so nebenbei: Mein Chefredakteur und Kollege vom Back Journal, Dirk Waclawek, hat mit einem großen filialisierenden Bäcker (mehr als 100 Filialen, fast alle mit Cafébereich) gesprochen, der im Sommer mehrere 100.000 Kontaktbögen hat ausfüllen lassen. Raten Sie mal, wie oft die Gesundheitsbehörden von ihm eine Nachverfolgung verlangt haben. Sie ahnen es: nicht einmal! (nachzulesen im BJ 2/2021)

Unser öffentlicher Dienst (Gesundheitsbehörden, etc.) hat an „Leistungsverdichtung“ oder „digitalem Wandel“ nicht teilgenommen. Daher arbeiten sie ja auch da, wo sie arbeiten. Nicht alle – aber sie wissen ja, wenn man einmal alles über einen Kamm schert, ist man sicherlich auch ungerecht, aber nicht unbedingt im Unrecht.

Unsere „Behörden“ können nur eine Inzidenz von 20 bewältigen, danach sind sie paralysiert und geben auf. Also müssen wir dahin, weil Sie wissen ja: „an Holz kann man nicht löten“! Das bis heute am Wochenende keine kompletten Meldungen aller Gesundheitsbehörden möglich sind, ist ein Treppenwitz.

Wir brauchen schnellstmöglich wieder Normalität – doch wenn die Normalität im Leben nur mit extremen Regeln, die temporär gelten, wiederzuerlangen ist (Schulschließungen, Ausgangssperre, extreme Kontaktbeschränkung, Grenzschließung, Schließung aller Flughäfen, Pflichtimpfung, Hotspot Quarantäne Gebiete, bei Aldi und Lidl nur noch Verkauf von Food und nicht von Non-Food wie Fernseher und Zelte), würde ich das für eine bestimmte Zeit akzeptieren.

Ohne eine temporäre Aussetzung grundlegender Rechte *(Notstandsgesetze, siehe unten) wird es nicht gehen – lieber bis Ende April einen konsequenten Lockdown – und alle können planen – als dieses Rumgemurkse in 30 Tagesschritten! Nochmal – das Bäckerhandwerk ist priviligiert, wir sind systemrelevant und dürfen unsere Waren verkaufen, hallelulja – aber auch wir brauchen Zeiten, in denen unsere Cafés wieder geöffnet werden und wir einen normalen Verkauf und Liefergeschäft leisten können.

Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren, um unser „normales Leben“ schnellstmöglich wiederzubekommen, obwohl auch das nie mehr so sein wird wie vor Corona. Aber vor allem brauchen wir eine Perspektive, um unsere Mitarbeiter und uns zu motivieren!

Glück Auf!

Ihr Verleger
Trond Patzphal

PS: Auch wir haben für den Januar Corona 3-Hilfen beantragen müssen, wir ahnen, wie es Ihnen geht!


*Als „Notstandsgesetze“, im engeren Sinne werden die Grundgesetzänderungen bezeichnet, die am 30. Mai 1968 – in der Zeit der ersten Großen Koalition – vom Deutschen Bundestag [2] und am 14. Juni 1968 vom Bundesrat [3] verabschiedet sowie am 24. Juni 1968 von Bundespräsident Lübke unterzeichnet [4] wurden. Die Notstandsgesetze änderten das Grundgesetz zum 17. Mal und fügten eine Notstandsverfassung ein, welche die Handlungsfähigkeit des Staates in Krisensituationen (Naturkatastrophe, Aufstand, Krieg) sichern soll. Es gab hierauf große Proteste und die Gründung der APO.

 

Ich freue mich auf Ihre Briefe und Mails. Schreiben Sie mir unter patzphal@ingerverlag.de [1].