Im Vorfeld der südback war viel von Digitalisierung die Rede. Oder von Nachhaltigkeit. Sogar der Klimawandel hat inzwischen die backende Branche entdeckt. Interessanterweise überlagerte nach unserer Wahrnehmung ein anderes Thema alle Gespräche: der akute Mangel an Mitarbeitern. „Schöne Idee, aber wie soll ich die bei der dünnen Personaldecke umsetzen?“ war mehr als einmal zu hören. Blicken wir auf das Personalproblem einmal aus einer anderen Richtung, der der Verkäuferinnen. Da berichtete die Mitarbeiterin eines Backzutatenherstellers von den Erfahrungen, die gerade eine Freundin macht, die als Seiteneinsteigerin im Verkauf angefangen hat. Nach einem Tag fiel die Stammverkäuferin der Filiale wegen Krankheit aus. Seitdem steht die ungelernte Kraft allein im Geschäft. Über die Backwaren informierte sie sich in privater Initiative bei ihrer Freundin. Die Bedienung des Kassensystems und des Ladenbackofens läuft als learning by doing. Überstunden sammelt sie seit vier Wochen fleißig an. Jetzt haben wir es hier mit einer offensichtlich engagierten Mitarbeiterin zu tun, viele andere hätten nach ein paar Tagen das Handtuch geworfen. Wie lange die neue Verkäuferin das noch mitmacht, steht in den Sternen.
Nun hat wahrscheinlich jeder Kollege Verständnis für den Bäcker. Was soll der auch tun, wenn er die Filialen anders nicht mehr besetzt bekommt? Gehen wir die Frage trotzdem weiter von der Seite der Mitarbeiter an. Was steht bei denen ganz oben auf der Prioritätenliste? Planungssicherheit. Nur wenige Bäckereien schaffen es, die Einsatzpläne verlässlich mit drei oder auch nur zwei Wochen Vorlauf fertig zu bekommen. Hätten die Mitarbeiter nicht ein Anrecht darauf, ihre Freizeit ebenso sicher wie ihre Freundinnen und Freunde aus anderen Branchen zu planen? Ja, das haben sie. Deshalb: Setzen Sie das Projekt „drei Wochen“ ganz oben auf Ihre Agenda. Es ist wichtiger als die Einführung des neuen Gastrosortiments. Bekommen die Bäcker die Einsatzplanung nicht in den Griff, müssen sie sich um andere Probleme bald keine Gedanken mehr machen.