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Gute Zeiten für Schnellboote

Normalerweise erwartet der Leser von einem Kommentar völlig zu Recht, dass eine klare Meinung vertreten wird. Idealerweise wird auch noch Orientierung mitgeliefert. So in Form von einem eindeutigen „Mir nach, hier geht es lang!“ Gerade zum Jahresanfang ist das Standard. Peinlich, peinlich, aber damit tue ich mich in diesem Januar noch etwas schwerer als sonst. Nicht nur aus Demut, weil die Backbranche nun einmal so komplex ist, dass man ihr in ihrer Vielfalt mit einfachen Lösungen kaum gerecht wird. Vor allem, weil noch nicht einzuschätzen ist, welche Herausforderungen auf das Bäckerhandwerk neben dem Tagesgeschäft in diesem Jahr zukommen werden. Wie lange werden Sie Ihre Cafés unter welchen Coronaregeln öffnen dürfen? Droht bei Einführung der Impfpflicht die große Abwanderung der Mitarbeiter? Welche Rohstoffe werden noch zu vernünftigen Preisen erhältlich sein? Wann endet der Höhenflug der Energiepreise? Welche Standorte soll man unter solchen Bedingungen sinnvollerweise besetzen und wie sehen nachhaltige Investitionsentscheidungen aus? Viele gute Fragen. Zurzeit sind sie nur mit einer gehörigen Portion Unschärfe zu beantworten. Und vor allem: Sie entziehen sich doch weitgehend dem, was die Bäcker durch eigene unternehmerische Leistung gestalten können. Das hört sich nicht besonders positiv an, obwohl wir doch im Editorial von „Glücksmomenten“ geschrieben haben. Nun, sagen wir so: Die Fähigkeit zur Selbstmotivation wird auch 2022 wieder gefragt sein. Und von Vorteil ist auch, wenn man seine Zahlen unter permanentet Beobachtung hat und schnell reagieren kann. Oder anders gesagt: Es sind gute Zeiten für Schnellboote und schlechte für Dickschiffe. Und das ist doch für unsere Branche wieder ganz posiitiv.