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Ist Boshaftigkeit nachhaltig?

Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin. Spätestens seit dem Buch von Ute Ehrhardt wissen wir, dass uns Bravsein nicht weiterbringt. Mädchen nicht, Unternehmer auch nicht. Als unternehmerische Vorbilder präsentierte man uns Internet-Milliardäre, die skrupellos jeden Konkurrenten aus dem Weg räumten und es so an die Spitze geschafft haben. Wie so oft, scheint auch hier das Bäckerhandwerk anderen Regeln zu folgen. Der netteste Bäcker ist sicher nicht der erfolgreichste. Der mit den spitzesten Ellenbogen langfristig aber auch nicht. Corona hat gezeigt, wie sehr die Branche zum Beispiel von langfristigen Lieferantenbeziehungen abhängig ist. Wer vor zehn Jahren schon fair zu seinen Mitarbeitern war, hat – bei allen menschlichen Enttäuschungen – heute doch we- niger Personalsorgen als der zynische Menschenfeind. Und wer dem Kollegen nach dem Ausfall einer Maschine geholfen hat, wird eher Unterstützung finden, wenn seine Backstube einmal brennen sollte. So ist es kein schlechter Vorsatz für 2023, wieder einmal aktiv am eigenen Netzwerk zu arbeiten. Der Mitarbeiter wird sich daran erinnern, dass die Chefin ihn zum Opawerden beglückwünscht hat. Der Lieferant wird daran denken, dass die Preisverhandlungen in fairer Atmosphäre abliefen. Und der Kollege dürfte auch nicht vergessen, wenn Ihr Betrieb auf das aktive Abwerben verzichtet hat. Mit Nettigkeit hat das übrigens gar nichts zu tun. Die bringt Unternehmerinnen und Unternehmer in der Tat nicht weiter. Allerdings mit nachhaltigem Denken. Allein ist man in unserer schönen Branche sehr schnell verlassen. Oder anders gesagt: Wenn alles rund läuft, braucht man die Gemeinschaft nicht. Wenn es eng wird allerdings umso mehr.