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Jenseits gold-brauner Farbenlehre

Farbakzente bergen im Bäckerhandwerk und speziell bei Brot und Brötchen Gefahren. Abseits üblicher Gold- und Brauntöne entgleisen neugierige Kundenblicke schnell in argwöhnisches Beäugen. Ist Chemie im Spiel? Ein quietschblaues Roggenvollkornbrot sollten Sie besser nicht ohne gut durchdachte Marketingstrategie in Ihr Sortiment aufnehmen. Oftmals kommt es auf den richtigen Kontext an, um Misstrauen im Keim zu ersticken. Kitzeln farbgebende Zutaten nicht nur das Auge, sondern auch den Gaumen, sind ungewöhnliche Schattierungen plötzlich willkommener Begleiter geschmacklicher Ausflüge. Nehmen wir das Brot des Jahres, das Kürbiskernbrot. Es macht sich besonders gut, wenn strenger Herbstwind vor Ihrer Bäckerei das Laub von den Bäumen holt. Rezepte mit frischem Hokkaido oder Butternuss-Kürbis schreien förmlich „Halloween“. Name, Geschmack und Farbe bilden eine Sinneinheit. Aus dem knalligen Orange von Kürbisbrot drehen Ihnen Kunden höchstens einen Strick, wenn die Regale zu früh leer sind. Eisdielen sind schon lange einen Schritt weiter: Ausgefallene Geschmacksrichtungen und knallige Farben gehören praktisch zum Markenzeichen eines ganzen Handwerks. Das peruanische Mazamorra Violetta beispielsweise vereint die Süße einer heimischen Maissorte mit deren natürlichem Violett. Warum ist derartiger Freiheitsdrang nie in hiesige Backstuben vorgedrungen? Auf deutschen Feldern wächst genug, um sogar regional und biologisch Farbe in die Bäckerei zu bringen. Bei der jungen Generation, die den bunten Regenbogen als Symbol für aufgeschlossene Lebensweise versteht, ließe sich mit mehr Farbe doch punkten.