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Mal eben 15 Prozent

Glücklich ist, wer vergisst, was nicht zu ändern ist. Die Weisheit hat etwas Tröstliches, ihre Anwendung schützt vor Magenproblemen und Trübsinn – gerade in diesen Tagen. Grundsätzlich kann ich also jeden verstehen, der sie hin und wieder vor sich hin seufzt und so die Realität für einen Moment ausblendet. Die Betonung liegt allerdings auf „für einen Moment“. Den Anstieg des Mindestlohns am 1. Oktober auf zwölf Euro kann man leider nicht wegträumen. In einer durchschnittlichen Bäckerei sorgt er für einen Anstieg der Lohnkosten um 15 Prozent. Bäckereien in München werden nicht betroffen sein, sie müssen eh schon seit Jahren weit über Tarif zahlen, um noch Mitarbeiter zu finden. Anders sieht es beim Kollegen auf dem Dorf in Sachsen aus. Die 15 Prozent kommen zustande, wenn Sie nicht nur von einem Lohnanstieg bei den Aushilfen ausgehen. Alle Lohngruppen werden eine Steigerung erwarten, damit der Abstand zwischen gelernt und ungelernt gewahrt bleibt. Andernfalls kann das Bäckerhandwerk dann auch die Idee begraben, noch Auszubildende für den Beruf der Fachverkäuferin zu finden. Sprechen wir mit Bäckern, kommt manchmal der Eindruck auf, dass manche die Welle, die sich da vor ihnen aufbaut, noch nicht sehen. Dabei ist es höchste Zeit, Maßnahmen zum Auffangen der Kosten zu treffen. Preiserhöhungen sind hier sicher ein Mittel der Wahl, sie werden aber nicht die einzigen sein können. Oder wie es ein Kollege ausdrückte: „Preiserhöhungen sind keine Rettung bei betriebsinternen Defiziten.“ Falls Sie es noch nicht getan haben, ist es also höchste Zeit, intensiv nach Optimierungsmöglichkeiten im Betrieb zu fahnden. In der nächsten Ausgabe werden wir einen ausführlichen Maßnahmenkatalog vorstellen – ja, wir sind da spät dran –, denn mit Ihren Vorbereitungen sollten Sie genau jetzt anfangen.