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Süßes mit bitterem Beigeschmack

Rund 1,2 Milliarden Euro geben die Deutschen jedes Jahr für Schokolade aus, im Schnitt 69 Cent pro Tafel. Die Süßigkeit lässt bekanntlich (nicht nur) Kinderherzen höher schlagen. Doch tausende Kilometer entfernt bringt Kakao den Kindern keine Freude – ganz im Gegenteil. Auf den Plantagen stehen in vielen Fällen Elend und Ausbeutung an der Tagesordnung. Vor allem Westafrika, von wo mehr als 65 Prozent der weltweiten Kakaoernte stammen, gilt als Hotspot für Kinderarbeit. Laut
einer Untersuchung der Universität Chicago aus dem Jahr 2019 arbeiten rund 1,6 Millionen Kinder zwischen fünf und 17 Jahren in Ghana und der Elfenbeinküste im Kakaosektor. Die Arbeit auf den Farmen sei für die Jüngsten oft gefährlich: Sie benutzen Macheten, versprühen Pestizide und schleppen schwere Lasten. Und wie so oft liegt es am Geld. Experten sind sich sicher: Armut ist einer der Hauptgründe, warum Kinderhände überhaupt erst auf Plantagen eingesetzt werden. Das Problem erkannt haben scheinbar viele: Konzerne wie Nestlé legen Programme auf, mit denen sie Kinderarbeit beenden wollen, indem sie die Lebensumstände der Bauern verbessern. Die Produktionsländer Elfenbeinküste und Ghana wollen gegen genau diese Hersteller vorgehen, indem sie Prämien festsetzen, die mindestens zu zahlen sind. So richtig funktioniert keine dieser Maßnahmen. Irgendwo ist Geld zu verdienen, und die Moral steht hinten an. Jetzt beteiligen wir uns in diesem Fall nicht am großen „mit dem Finger zeigen“ – das passiert zur Genüge –, sondern möchten dafür werben, einen anderen Gedanken in den Köpfen zu verankern: Alles hat seinen Preis. Wie schön wäre es, wenn das auf allen Stufen der Wertschöpfungskette ankommt.