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Zwei Cent

Als bekannt wurde, dass der Min- destlohn so radikal angehoben werden würde, hatten wir uns an dieser Stelle schon Sorgen um die Ausbildung im Bäckerhandwerk gemacht. Schließlich zeichnete sich ab, dass zum Beispiel im Bäckereiverkauf der Unterschied zwischen gelernten und ungelernten Kräften kaum noch nennenswert sein würde. Aktuelle Tarifabschlüsse unterfüttern diese Befürchtung. Zwar gibt es in Berlin-Brandenburg noch einen deutlichen Abstand zwi- schen ungelernten (12,50 Euro) und gelernten Kräften (14,00 Euro). Dabei sollte man allerdings im Hinterkopf haben, dass der Buchstabe des Tarifvertrages in dieser Region nur noch eine Minderheit von Bäckern interessiert. Größere Bedeutung dürfte der bayerische Abschluss haben, und da ist es – wenn unsere Informationen stimmen – de facto zu einer Angleichung gekommen. 13,00 Euro sollen die ungelernten Kräfte bekommen, 13,02 Euro die Fachverkäuferin nach Abschluss ihrer Lehrzeit. Sehr viel größer ist der Abstand in der Backstube auch nicht mehr. Wer unter diesen Bedingungen noch eine Lehre antritt, muss also von einer tiefen Liebe zum Handwerk durchdrungen sein. Für die Betriebe wird es in der Folge noch schwerer werden, Azubis zu gewinnen. Vielerorts wird außerdem die Zahl der Lehrabbrüche weiter steigen. Ob die Politik mit dem Mindestlohn in der jetzigen Form die richtigen Zeichen gesetzt hat, um jungen Menschen die Notwendigkeit einer guten Ausbildung – und diese Notwendigkeit besteht weiterhin – nahe zu bringen? Wir haben da unsere Zweifel, wollen uns aber einfach nicht mehr über die Dilettanten der Macht aufregen. Schade, dass unter der Vorspiegelung von Wohltaten ein neues, vom Staat abhängiges Proletariat herangezogen wird. Was kann das Bäckerhandwerk in dieser Situation tun? Freiwillig den Lehrlingen und Fachkräften mehr zahlen, natürlich. Das können sich zurzeit aber nur wenige Betriebe leisten. Eins können aber alle Bäcker tun: Die Ausbildung in ihrem Betrieb so stärken, dass das finanzielle vielleicht wirklich für ei- nen gewissen Zeitraum in den Hintergrund treten kann.