Bäckerin oder Backende?

Bäckerin oder Backende?

17.08.2022 | Dirk Waclawek

Das Back Journal hat schon Abokündigungen aus den unterschiedlichsten Gründen erhalten. Manchmal hatten wir tatsächlich einen Bock geschossen. Die meisten kamen aber natürlich unberechtigt. Was uns neulich ein Bäcker aus Sachsen schrieb, hat allerdings Einzigartigkeitsstatus: „Wegen fortgesetzten Genderns kündige ich mein Abonnement zum nächstmöglichen Zeitpunkt.“ Lieber Leser, wenn sich da wirklich etwas ins Heft geschlichen hat, ist es uns versehentlich durchgerutscht. Versprochen. Mal im Ernst: Unserer Überzeugung nach mag jeder so reden wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Nach kleinen Anlaufschwierigkeiten verstehen wir die bayerischen Bäcker ebenso wie die sächsischen Kollegen. Und wenn ein Bäcker gendern möchte, sei ihm das unbenommen. Für das Back Journal halten wir uns allerdings an die althergebrachte Schreibweise, und das hat mehrere Gründe. Zunächst einmal ist da ein persönlicher Vorbehalt: Wir pflegen ein ausgewachsenes Misstrauen gegenüber Menschen, die massive Eingriffe in die Sprache erzwingen wollen. Da lag während der französischen Revolution kein Segen drauf. Und in den Zeiten der roten oder braunen Nazis sowieso nicht. Dann ist da der grammatikalische Aspekt. Eine Bäckerin ist nur so lange eine Backende, wie sie am Ofen steht. Im Laufe ihres Arbeitstages wird sie also auch zur Knetmaschinebedienenden, und wenn sie sich mit uns unterhält, ist sie eine Pausierende. Macht das den Text lesbarer oder gerechter? Natürlich könnten wir mit den diversen Genderzeichen arbeiten. Dann ist der Leser aber im Kopf mit der Übersetzung beschäftigt, zum Verstehen kommt er nicht mehr. Ob Sprache so ihre Hauptaufgabe erfüllt? Nichts für ungut, aber da bleiben wir lieber noch etwas altmodisch.


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