Das Gären in mir

Das Gären in mir

21.10.2022 | Philipp Lagoda

Vor sechs Wochen habe ich meinen Gesellenbrief entgegengenommen. Jetzt bin ich ausgebildeter Bäcker – und stolz darauf. Wie Sie beim Blättern durch dieses Heft sehen, bin ich in den Fachjournalismus gewechselt. Ein Glück, denn ich kann meine Liebe zur Sprache mit meiner Liebe zum Bäckerhandwerk verbinden. Gleichzeitig tut es weh. Jeder Rückzug aus der Backstube trägt zum Fachkräftemangel in unserer Branche bei. Mein Berliner Ausbildungsbetrieb hätte mich gerne behalten und händeringend gebraucht. Beim diesjährigen Filialmanagementtag war Nachwuchs ein großes Thema. Ich bin täglich dabei, wenn über den Mangel ausgebildeten Personals diskutiert wird, zwischen Bäckern, Fachverkäufern und Geschäftsführern. Manchmal plagen mich Gewissensbisse und ich stelle mir die Frage: Bin ich ein Verräter? Es war die richtige Entscheidung, sich einen Schritt von Ofen und Beute zu entfernen. Mich reizt der Blick für das große Ganze. Der Bäckerzunft wäre vielleicht besser geholfen, wenn ich den Teigschaber nicht gegen Stift und Tastatur getauscht hätte. Ich vermisse den Duft der Backstube und die Wärme des Ofens. Gleichzeitig sage ich mir: Meine Erfahrung ist ein Schatz. Ich kann ihn nutzen, um Sprachrohr zu sein und Brücken zu schlagen. Die Kultur unseres Handwerks zu erhalten, dazu möchte ich beitragen und helfen, der Bäckertradition in dieser schnellen Welt einen festen Platz zu erhalten. Als Beobachter und Berichterstatter soll das mein Credo sein. Ich hoffe, ich bleibe Ihnen nichts schuldig.


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