Ein Angebot, das man nicht ablehnen kann

Ein Angebot, das man nicht ablehnen kann

14.04.2022 | Christian Bremicker

Als Vater mit den Kindern auf den Spielplatz zu gehen, scheint auch im Jahr 2022 etwas Ungewöhnliches an sich zu haben. Zumindest, wenn das zu Uhrzeiten geschieht, zu denen nur ein Bäcker schon mit der Arbeit fertig sein kann. Häufig sind es die Mütter, die ihren Kindern beim Buddeln zuschauen dürfen. Ich erinnere mich besonders an eine Spielplatz-Begebenheit – und Sie werden gleich verstehen, warum: Als ich damals mit meinen beiden Töchtern dort ankam, war ich der einzige Vater unter sehr vielen Müttern. Dazu gehörten auch einige, die ich sehr liebevoll zur „Müttermafia“ zähle. Das sind die Mütter, die das Viertel im Griff haben. Sie wissen über alles und jeden Bescheid, ohne sie findet nichts statt und außerdem sind sie auf jede Eventualität auf dem Spielplatz vorbereitet. Sie haben alles dabei: Taschentücher, Tupperware voll gesundem Obst, Kräutertee – warm und mit Tasse für jedes Kind, auch jedes fremde –, Notfall-Verbandskasten (nicht den kleinen, sondern den großen nach DIN 13169) und selbstverständlich die sowohl zucker- wie auch geschmacksfreien Dinkelkekse (glutenfrei). So ausgestattet, saß die Müttermafia beieinander und beratschlagte die nächsten Schritte zur Weltherrschaft. Oder so ähnlich. Aber nicht alle zählten dazu. Neben mir traf das auch auf eine unserer Nachbarinnen zu, nennen wir sie Julia, die diese schnatternden Gänse genauso wenig ernst nahm, wie ich es versuchte. Irgendwann gruben die Kinder einen Tunnel vom Sandkasten zur Rutsche. Kurz gesagt: Sie waren beschäftigt. Julia und ich unterhielten uns über dieses und jenes – und plötzlich sagte sie etwas lauter als nötig zu mir: „Mit dir möchte ich auch mal gern eine Nacht verbringen!“ Ich war etwas überrascht, um es milde auszudrücken. Die Müttermafia allerdings war noch viel überraschter. Offensichtlich hatten alle Mitglieder umgehend aufgehört zu atmen. Schlagartig herrschte Stille auf dem Spielplatz. Ein Busch wehte vorbei, wie man es aus zahlreichen Westernfilmen kennt. Erst nach ewigen fünf Sekunden löste Julia die durchaus spannende Situation, indem sie ergänzte: „Ja, ich backe doch so gern und würde mir mit Vergnügen mal anschauen, wie das in einer echten Backstube so abläuft.“ Kollektives Durchatmen. Kommunikation ist wichtig. Aber zu kommunizieren bedeutet nicht einfach, seine Meinung kundzutun. Das Gesagte bewirkt etwas. Bei dem, der es sagt. Bei dem, der es hört und wohl auch bei denen, die es nur zufällig mitbekommen. Der Begriff Kommunikation hat seinen Ursprung, wie sollte es anders sein, im Lateinischen und bedeutet übersetzt „teilen“, „mitteilen“, aber auch „teilnehmen lassen“. So hat Kommunikation immer etwas mit dem Umgang miteinander zu tun. Kommunikation gelingt, wenn der Hörende das versteht, was der Sagende mitteilt. Die erste Grundvoraussetzung ist, dass das auf Augenhöhe geschieht. Vorgesetzte, die versuchen, Ihre Mitarbeiter zu „motivieren“, indem sie laut und fast aggressiv werden, steigern höchstens den eigenen Blutdruck, nicht aber die Bereitschaft beim Gegenüber, engagiert mitzuarbeiten. Und die zweite Voraussetzung: Achten Sie darauf, dass das Gesagte denjenigen erreicht, den es erreichen soll. Gerade „Informationen“, die lediglich aufgeschnappt werden, können sich schnell zu Gerüchten, dann zu Gewissheiten und letztlich zu echten Problemen entwickeln. Beugen Sie dem vor. Wir kriegen das hin, da bin ich zuversichtlich.


Kommentare |