Er kommt, wirklich!

Er kommt, wirklich!

15.06.2022 | Dirk Waclawek

Der Bundestag hat am 3. Juni beschlossen, dass der Mindestlohn zum 1. Oktober auf zwölf Euro angehoben werden soll. Die Zustimmung des Bundesrats betrachten wir als Formsache, denn selbst die CDU hat sich bei der Abstimmung im Bundestag lediglich enthalten, nicht dagegen votiert. Vor der Abstimmung hörten wir noch von der Vorstandssitzung eines Landesverbandes, in der die Obermeister zuerst angesichts der bevorstehenden Kostensteigerungen nachhaltig erschrocken waren und dann forderten, der Zentralverband sollte doch Klage erheben. Wir fürchten, dass es dafür zu spät ist und das Bäckerhandwerk wohl auch gut daran tut, sich in dieser emotional aufgeladenen Frage nicht zu exponieren. Der Schaden einer Klage – egal ob erfolgreich oder erfolglos – für die Branche wäre wahrscheinlich noch schwerwiegender als der Mindestlohn von zwölf Euro. Deshalb haben andere Verbände zunächst auch großen Wind gemacht, halten sich jetzt aber auffällig zurück. Für die Zahlen vieler Bäcker bedeutet der Mindestlohn eine größere Belastung als die Explosion der Rohstoffpreise. Grund: Zumindest mittelfristig wird sich das Lohnniveau nicht nur bei den Aushilfstätigkeiten, sondern auch in den höheren Lohngruppen verändern. Das Bäckerhandwerk muss so reagieren, wenn es die Ausbildung attraktiv halten will. Wie soll man auch sonst die Ausbildung zur Fachverkäuferin begründen, wenn die ungelernte Kraft praktisch auf das gleiche Gehalt kommt?


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