Fachkräfte? Kräfte würden schon reichen

Fachkräfte? Kräfte würden schon reichen

09.10.2023 | Dirk Waclawek

Bei seinem Besuch in Weinheim hat Brotbotschafter Lars Klingbeil auf das „Fachkräfteeinwanderungsgesetz” verwiesen, mit dem die Weichen richtig gestellt seien, um „qualifizierte Fachkräfte” aus dem Ausland zu uns zu holen. Die Botschaft haben wir gehört, allein, es fehlt der Glaube. Warum sollte ein Land für Fachkräfte interessant sein, das gerade von den eigenen Hochqualifizierten in Scharen verlassen wird – 200.000 Menschen wandern jährlich aus Deutschland ab, die deutlich jünger und besser qualifiziert sind als der Durchschnitt der Bevökerung. Sie tun es, weil im internationalen Wettbewerb Deutschland Fachkräften immer weniger zu bieten hat. Die Besteuerung ist zu hoch, das Schulsystem zu schlecht und die Infrastruktur verfällt vor unseren Augen – obwohl der Staat (noch) Rekordeinnahmen verzeichnet. Gut, wenn es schon nicht mit den Fachkräften klappt, dann vielleicht wenigstens mit den Kräften? Noch wäre das Bäckerhandwerk mit seinem Ausbildungssystem in der Lage, aus Kräften Fachkräfte zu machen. Aber selbst das gelingt in diesem Land nicht mehr, wie man an der im europäischen Vergleich sehr schlechten Quote der ukrainischen Flüchtlinge sehen kann, die hierzulande eine Arbeit aufgenommen haben. Dabei wären die Ukrainer nun wirklich leicht zu integrieren.

Die Branche muss der Realität ins Auge sehen: Die Politik wird weder den Fachkräfte- noch den Kräftemangel für das Handwerk lösen. Deshalb denken die meisten Bäckerinnen und Bäcker über Wege nach, Backstube und Verkauf mit immer weniger Personal aufrechtzuerhalten. Die Aufgabe ist nicht einfach, denn der Charakter des Handwerks soll ja in Produktion wie Läden gewahrt bleiben. Aber gut, wenn es einfach wäre, bekäme die Politik es ja auch hin. Wir hoffen in dem Zusammenhang nur, dass man staatlicherseits den Unternehmerinnen und Unternehmern noch die Freiräume lässt, um die Herausforderungen zu meistern.


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