Huch, das ist aber kompliziert

Huch, das ist aber kompliziert

06.11.2023 | Dirk Waclawek

Vor kurzem bekamen die sächsischen Landwirte Post von ihrem Landwirtschaftsminister Wolfram Günther (Grüne). Inhalt des Schreibens, zusammengefasst nach einem Bericht des Mitteldeutschen Rundfunks: Die Ausgleichszahlungen für erbrachte Umweltleistungen könnten leider nicht mehr in diesem Jahr ausbezahlt werden. Die EU habe ihre Agrarpolitik umgestellt, und die Neuregelung sei so kompliziert, dass sein Ministerium mit der Anpassung der IT-Lösung nicht nachkomme. Die Bauern müssten also leider auf die Überweisung des ihnen zustehenden Geldes einige Monate warten.

Wir können nachvollziehen, dass sich immer mehr Satiriker Sorgen um ihren Job machen: Die real existierende Politik in diesem Land ist inzwischen besser als jede Parodie. Wir können auch nachvollziehen, dass viele Bäcker über die Anekdote nicht lachen können. Schließlich wird von ihnen selbstverständlich erwartet, dass sie EU-Vorgaben pünktlich und auf die Nachkommastelle erfüllen. Auch wenn die Geschichte die Bauern betrifft, erinnert sie aber noch an eine andere Tatsache: Vieles, was die Lebensmittelbranche in Unruhe versetzt, wird inzwischen in Brüssel entschieden. Die deutschen Behörden sind nur noch vollziehendes Organ und machen aus hundertprozentigem Unsinn vielleicht noch hundertzwanzigprozentigen Blödsinn. Wenn die deutschen Bäcker beginnen, sich darüber aufzuregen, liegt das Kind also schon unrettbar im Brunnen. Oder anders und frei nach einem bekannten Verteidigungsminister gesagt: Die Zukunft des mittelständischen deutschen Bäckerhandwerks wird in Brüssel verteidigt. Der neue Bäckerpräsident braucht keine Sorge zu haben, in den nächsten Jahren arbeitslos zu werden.

Dirk Waclawek
Chefredakteur


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