Kommentar: Der heilige Sonntag

Kommentar: Der heilige Sonntag

11.07.2023 | Dirk Waclawek
Wer schon etwas länger in der Branche unterwegs ist, kann sich noch gut an die Kämpfe um die Sonntagsöffnung erinnern. Die Befürworter wollten auch am Ruhetag der Woche das Frühstücksgeschäft nicht den Tankstellen überlassen. Die Gegner argumentierten insbesondere mit einer Überlastung der kleinen Betriebe, wo die Familie dann ihren letzten freien Tag in der Woche verlieren würde. Aus heutiger Sicht haben beide Recht behalten. Viele Betriebe erreichen am Sonntag ihre mit Abstand besten Stundenleistungen. Außerdem lassen sich hier noch am besten Neukunden gewinnen. Da allerdings immer weniger Menschen trotz der guten Zuschläge am Sonntag arbeiten möchten, bleibt die Mehrbelastung in den Bäckerfamilien hängen. Heute ist auf diese Weise also ein dritter Punkt hinzugekommen, an den damals merkwürdigerweise niemand gedacht hat: Auch Bäckereimitarbeiter wünschen sich die Fünf-Tage-Woche. Die Schließung am Sonntag ist für manchen Kollegen zum Argument der Mitarbeitergewinnung geworden. Und unsere Ansicht in der Sache? Wir finden zugegebenermaßen, dass es mit allgemeingültigen Ratschlägen umso schwerer wird, je besser man sich in der Branche auskennt. Festlegen möchten wir uns aber in einem Punkt: Wenn Sie die Frage der Sonntagsöffnung vor fünf Jahren diskutiert und sich für die Öffnung entschieden haben, ist jetzt die Zeit für eine vorurteilsfreie Überprüfung gekommen. Nicht nur aus Gründen der Mitarbeiterbindung. Die Kostenbelastung hat sich so verändert, dass ein Nachrechnen unter Einbeziehung des Verwaltungs- und Logistikaufwands zu einem anderen Ergebnis als vor fünf Jahren kommen kann. Zumindest für einige Standorte. Also: Alle Beteiligten an einen Tisch, frisch den Taschenrechner gezückt und die Sonntagsstrategie auf den Prüfstand gestellt.

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