Protokollfragen

Protokollfragen

26.10.2019 | Dirk Waclawek

Neulich in Salzburg: Der Verband deutscher Großbäckereien veranstaltete seine Jahrestagung. Auf der Tagesordnung stand unter anderem die Neuwahl der Präsidentin. Unter den Gästen als Vertreter des Bäckerhandwerks Präsident Michael Wippler und Vize-Präsidentin Maren Andresen. So soll es sein zwischen vernünftig zusammenarbeitenden Branchenverbänden. Etwas später in Rostock-Warnemünde: Der Zentralverband des Bäckerhandwerks hatte zur Mitgliederversammlung geladen. Auf der Tagesordnung stand unter anderem die Neuwahl des Präsidenten. Unter den Gästen als Vertreter der Großbäcker – leider niemand. So soll es nicht sein zwischen Branchenverbänden, die doch auf eine vernünftige Zusammenarbeit angewiesen sind. Eingeladen waren die Großbäcker nämlich sehr wohl. Der Großbäckerverband nennt als Gründe für das Fernbleiben „zwingende anderweitige Termine.“ Jetzt glauben wir gern, dass Prof. Dr. Ulrike Detmers nicht rund um die Uhr Zeit für das Ehrenamt haben kann. Gesundheitlich angeschlagen hatte ihr schon die eigene Jahrestagung viel abverlangt. Es gibt beim Großbäckerverband aber noch zwei Geschäftsführer und zwei Vizepräsidenten. Konnte auch von denen niemand einen Besuch in Rostock einplanen? Zumindest einen Vormittag? Oder wenigstens sonst jemand aus der zweiten Reihe? Die Frage stellt sich umso mehr, weil in der Vergangenheit die Handwerksbäcker bei der Großbäcker-Jahrestagung zwar nicht immer mit dem Präsidenten aufliefen, Wippler von Maren Andresen als Vizepräsidentin dann aber gut vertreten wurde. Die Mitgliederversammlung des Zentralverbandes wird von den Großbäckern dagegen nicht selten geschwänzt. Alles eine überkommene Protokollfrage? Wir sehen das etwas altmodischer. Wenn die Handwerksbäcker regelmäßig die Veranstaltung der Konkurrenz besuchen, senden sie damit ein Signal. Wenn die Großbäcker sich den Gegenbesuch sparen, leider auch. Vor dem Hintergrund, dass in der vergangenen Zeit vom Handwerksbäcker-Verband noch andere Friedensfühler in Richtung Großbäcker ausgestreckt wurden, ist das schade. Nicht zuletzt, weil sich die progressiven Kräfte im Bäckerhandwerk sicher über etwas demonstrative Unterstützung gegen die Betonköpfe im eigenen Lager gefreut hätten – „da schau einer an, Industriebäcker haben gar keinen Pferdefuß und riechen auch nicht nach Schwefel.“ Also liebe Großbäcker: Wir finden eine gute Zusammenarbeit der beiden großen Branchenverbände heute wichtiger denn je. In der Vergangenheit haben die Kollegen vom Handwerk leider manchmal nicht fair gespielt. Das versuchen einige Ehrenamtsträger des Zentralverbandes gerade wieder zu reparieren. Ihr solltet deshalb aus eurer Schmollecke wieder herauskommen.


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