100.000 zu Null

100.000 zu Null

15.02.2021 | Dirk Waclawek

Sicher haben Sie im vergangenen Jahr in Ihren Geschäften alle Hygieneauflagen vorbildlich erfüllt. In den Cafés wurden außerdem von Ihren Mitarbeiterinnen penibel Listen geführt, wer wann an welchem Tisch gesessen hat. Die Maßnahme hat nicht nur den bürokratischen Aufwand für die Betriebe wieder einmal erhöht. Sie wird auch manchen Gast vom Cafébesuch abgehalten haben. Nicht jeder möchte nun einmal schriftlich erfasst haben, mit wem er sich bei der netten Bäckerin um die Ecke getroffen hat. Das Bäckerhandwerk hat ob der Sinnhaftigkeit der Maßnahmen vielleicht die Stirn krausgezogen, aber natürlich brav mitgemacht. Wenn es um die Gesundheit der Bevölkerung geht, füllen wir doch gern noch ein paar Formulare aus und verzichten auf Umsatz. Schließlich brauchten die Gesundheitsämter die Daten ja, um Infektionswege nachzuvollziehen und gefährdeten Menschen schnell helfen zu können. Außerdem hat die Sorgfalt der Mitarbeiterinnen im Verkauf im vergangenen Jahr vielen tausend Menschen das Leben gerettet. Oder war die ganze Arbeit für die Katz? Wir haben kürzlich mit einem Großbäcker mit mehr als 100 Filialen – fast alle mit Sitzcafé – über das Thema gesprochen. In dem Betrieb waren mehrere 100.000 Cafébesuche dokumentiert worden und jetzt raten Sie mal, wie oft die Gesundheitsämter Daten von dem Betrieb abgefordert haben. Die Antwort ist nicht schwer, Sie ahnen sie sicher schon: null. Es kam nicht eine einzige Anfrage. Gab es in der Region also über Monate keine Coronafälle? Oder war das ganze Dokumentationsgedöns eine einzige Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, die allerdings von den Unternehmen bezahlt wurde? Auch hier ahnen Sie sicher schon die Antwort. Es schließt sich die Frage an, warum heute die Cafés trotz aller Hygienemaßnahmen geschlossen bleiben müssen, wenn doch anscheinend niemand nachgezählt hat, zu wie vielen Infektionen es überhaupt in Bäckereicafés kam. Gut, vielleicht sehen wir mal wieder zu schwarz. Auf www.baeckerwelt.de finden Sie eine kleine Umfrage, an der Sie sich gern beteiligen können. Es geht nur um die Zahl der erfassten Cafégäste und die entsprechenden Anfragen der Gesundheitsämter. Wir können uns gut vorstellen, dass es bei der Umfrage am Ende viele Millionen zu null steht. Aber lassen Sie sich dadurch nicht von der korrekten Teilnahme abhalten.


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