Plus 47 Prozent waren dann doch zu viel – Verhandlungen über Ausbildungstarif gescheitert

Foto: Zentralverband 2023

Plus 47 Prozent waren dann doch zu viel – Verhandlungen über Ausbildungstarif gescheitert

22.03.2023 | Dirk Waclawek

Die Verhandlungen über einen neuen Ausbildungstarif des Bäckerhandwerks zwischen Zentralverband und der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) sind vorerst gescheitert. Das teilte der Zentralverband des deutschen Bäckerhandwerks mit. Die Gewerkschaft NGG habe keinerlei Kompromissbereitschaft gezeigt und jegliches Verantwortungsgefühl für die Situation der Betriebe und die Zukunft der Sozialpartnerschaft vermissen lassen.

In der vergangenen Woche fand die zweite Verhandlungsrunde statt. Ziel war es, den Neuabschluss des bundesweiten Tarifvertrages über Ausbildungsvergütungen zu verhandeln. In einer ersten Verhandlungsrunde im Februar hatten sich die Tarifpartner nach Angaben des Zentralverbandes bereits auf Eckpunkte verständigt, die einen Anstieg der tariflichen Ausbildungsvergütung um bis zu 22 Prozent vorsahen (im 1. Lehrjahr 830 Euro, im 2. Lehrjahr 880 Euro und 1.050 Euro im 3. Lehrjahr inklusive 50 Euro Inflationsausgleichsprämie). Nur die Laufzeit sei noch offen gewesen. Die NGG habe die Absprachen in der zweiten Verhandlungsrunde für obsolet erklärt. Stattdessen, so der Zentralverband, sei die NGG mit einer Maximalforderung aufgetreten, die eine Erhöhung der Vergütung um bis zu 47 Prozent bedeutet hätte. „Wir dürfen die wirtschaftlichen Spielräume der Bäckereibetriebe nicht aus dem Blick verlieren. Die Forderungen der NGG sind derzeit für viele Betriebe nicht zu stemmen“, kommentierte Bäckerpräsident Michael Wippler den vorläufigen Abbruch der Verhandlungen. Der Zentralverband warnte vor dem Aus des Tarifvertrages für Azubis: „Der allgemeinverbindliche Tarifvertrag ist wichtig für die rund 12.000 Auszubildenden des Bäckerhandwerks. Andernfalls droht ein Flickenteppich, von dem weder Betriebe, noch Auszubildene profitieren“, so Daniel Schneider, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes. Wippler betonte, dass die Arbeitgeberseite weiterhin am Abschluss eines einheitlichen Tarifvertrages interessiert sei, denn er biete den Betrieben und den Auszubildenden Planungssicherheit: „Die Sozialpartnerschaft und eine funktionierende Tarifbindung waren immer eine große Stärke des Wirtschaftssystems der Bundesrepublik, sie sollten nicht aufs Spiel gesetzt werden.”