Aldi Süd scheint an weiteren Partnern aus dem Bäckerhandwerk interessiert zu sein. So interpretieren wir jedenfalls, dass der Discounter am 3. November eine digitale Informationsveranstaltung für die Fachpresse durchführte. Seit 2019 bietet Aldi Süd in allen Filialen Backwaren an, die von mittelständischen und großen Filialbäckereien geliefert werden.
Bei dem digitalen Event teilte Regionalscout Christian Jung mit, dass sich Aldi Süd von 71 Bäckereien beliefern lasse, die jeweils um die zwanzig Artikel ins Brotregal liefern würden. Ebenfalls anwesend war Michael Nobis von Nobis Printen, einem Aachener Traditionsunternehmen, das knapp 800 Mitarbeiter beschäftigt und 43 Fachgeschäfte und Cafés betreibt. Es beliefert 38 Filialen von Aldi Süd. Nobis berichtete, wie sich die Zusammenarbeit mit Aldi Süd entwickelt und welche Erfahrungen er damit gemacht hat. Angefangen habe man mit der Belieferung von zehn Filialen; man habe den Mitarbeiterstand beibehalten und im Verlauf der Zeit ein paar zusätzliche Lieferfahrzeuge angeschafft. Die Zusammenarbeit sei allzeit positiv gewesen, die Verhandlungen transparent abgelaufen, die Rechnung aufgegangen. Jung ergänzte, dass die für Aldi-Verhältnisse eher hochpreisigen Printen in den Geschäften für ungefähr den gleichen Preis wie bei Nobis verkauft werden würden und dass es gleichzeitig preiswerte Alternativen gebe. An der Preisgestaltung sei weder vom Bäcker noch von den Kunden jemals Kritik geübt worden.
Die Veranstaltung war ebenso informativ wie überraschungsfrei: Dass Nobis die Kooperation freiwillig eingegangen ist und ebenso wie Aldi Süd einen Vorteil daraus zieht, versteht sich von selbst. Insofern stellt sich lediglich die Frage, welchen Zweck die Informationsveranstaltung hatte. Möglicherweise diesen: Aldi Süd möchte seinen Ruf unter den Bäckern verbessern und wirbt um Sympathie; man will weg vom Image des knallharten Verhandlers. Frische, hochwertige Backwaren haben für Aldi also einen hohen Stellenwert. Ansonsten gilt unserer Überzeugung nach die alte Regel: Man kann mit dem Handel wunderbar Geschäfte mache, so lange es nicht zu einer einseitigen Abhängigkeit kommt.
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