Die Lust am Untergang

Die Lust am Untergang

01.02.2019 | Trond Patzphal

Der deutschen Wirtschaft geht es noch gut. Heute schrieb die Börsenzeitung, dass wahrscheinlich sogar die Wirtschaftsleistung plus ein Prozent zum Vorjahr erreicht werden könnte. Allerdings scheint es manchen Herrschaften in der Politik vollkommen an Verstand zu mangeln, leider auch einigen Kollegen aus der CDU-Fraktion. Das Highlight der vergangenen Woche war das Tempolimit, der Vorschlag einer Regierungskommission, und die besteht ja wohl nicht nur aus der SPD. Die Energiewende geht nicht nur zu Lasten des Mittelstands, sondern schöpft massiv Kaufkraft unserer Kunden ab. E-Autos sehen bestimmt schick aus, nur: Wer kann sie sich leisten? Und wo bitte sind die E-Ladestationen? Wenn Sie heute ein „Plug in Hybrid“ bei Sixt mieten, bekommen Sie noch nicht einmal einen Zettel mit, der Ihnen erklärt, wie das mit dem Strom tanken funktioniert. Dafür verbraucht dann aber Ihr Motorradmotor – rein mit Benzin betrieben – seine ganze Tankfüllung für die Fahrt vom Frankfurter Flughafen nach Osnabrück. Wenn schon die Betriebsratsvorsitzenden unserer Autofirmen mehr Kundennähe haben als die Profis aus dem Marketing, wird einem ganz schummerig. Logisch, dass nicht der Vorstandsvorsitzende von VW den Investoren erklärt, wie es weitergeht, sondern der Betriebsratsvorsitzende vorgeschickt wird. Natürlich schreiben auch wir über Bäcker, die ein E-Mobil für die Lieferung Ihrer Filialen nutzen, um damit auch ihr Image aufzumöbeln, aber kaum einer wird davon ausgehen, dass ganze E-Fuhrparks die Lieferkette bis zur Filiale sichern, im Winter schon mal gar nicht. Nachhaltigkeit wird ad absurdum geführt, wenn man weiß, dass für die Energiebilanz eines Pfandkaffeebechers 1.000 Pappbecher aus Plastik hergestellt werden können – der Gebrauch des Geschirrspülers samt Reinigungsmittel noch nicht mitgerechnet. Aber wir können ja alle unser Gewissen reinwaschen. Alle dürfen jetzt zahlen, der Verpackungsverordnung sei Dank. Natürlich kosten E-Autos mehr Geld als die Autos mit Verbrennungsmotoren, aber wir haben ein gutes Gefühl. Wie und wo allerdings die Kunden ihr ökologisches Gewissen reinwaschen, die sich vom LEH Lebensmittel nach Hause „delivern“ lassen, da habe ich keine Ahnung. Hier bekommt Nachhaltigkeit einen ganz besonderen Wert.


Kommentare |