Die Quadratur des Kreises

Die Fußball-Weltmeisterschaft der Herren in Katar rückt näher – und damit ein gesellschaftliches Dilemma. Unter Freunden und Kollegen hören wir immer häufiger die Frage: Guckst du‘s? Fußballbegeisterung steht der Missachtung grundlegender Menschenrechte gegenüber – mit Toten, die je nach Quelle bis in die Tausende gehen. Dass der Austragungsort gekauft sein dürfte und die Fifa als Veranstalter nachweislich korrupt ist, kann dabei bestenfalls als Randnotiz dienen. Für Bäcker ist es auch eine wirtschaftliche Zwickmühle: Sollen sie fußballbezogene Waren anbieten und sich somit dem Unmut gewissenhafterer Kunden aussetzen? Oder täten sie besser daran, ohne Umwege auf das Weihnachtsgeschäft zuzuhalten – nur um mitansehen zu müssen, wie Fans mit einem Naserümpfen bei der Konkurrenz einkaufen? Beide Möglichkeiten können Geld kosten. Ob ihm Erfahrungswerte oder die Beratschlagung mit Gleichgesinnten dabei weiterhelfen können, ist fraglich. Zumindest in ökonomischer Hinsicht gibt es keine pauschale Lösung. Für die Traditionsbäckerei im Herzen des Ruhrgebiets wird die wirtschaftlich richtige Antwort anders ausfallen als im Umfeld Kreuzberger Hipster-Betriebe. Was also tun? Müssten viele Bäcker nicht ums nackte Überleben kämpfen, wäre meine Empfehlung eine gute Portion Humor: Spielen Sie den Ball zurück. Bieten Sie Ihre WM-bezogenen Backwaren an der Grenze zum Verbrannten an. Jedem Kommentar verunsicherter oder gar unzufriedener Kunden begegnen Sie mit grimmiger Entschlossenheit: Das sei Ihre erklärte Solidarität mit den in der arabischen Hitze gestorbenen Arbeitern und ein Sinnbild der unappetitlichen Verkrustungen in der Chefetage der Fifa. Wer wird da ohne prall gefüllte Brötchentüte Ihren Laden verlassen wollen? So haben alle etwas davon: Sie Ihr Geschäft und die Fans ihr Fußball- Gebäck – nur die Arbeiter in Katar gehen leer aus, aber wer fragt die schon?

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