Ein Verband für alle

Ein Verband für alle

26.01.2019 | Dirk Waclawek

Immer, wenn man sich sicher ist, dass einen in der Branche nichts mehr überraschen kann – schwupp, ist die Überraschung da. Für die sorgte diesmal hinter den Kulissen eine Fraktion in den Verbänden des Bäckerhandwerks. Frage der Revoluzzer: Brauchen wir in Deutschland wirklich zwei Zentralverbände in der backenden Branche? Einen für die Handwerks-, einen für die Großbäcker? Allein schon die Frage mag manchem Innungsbäcker merkwürdig vorkommen. Schließlich wurde ihm immer weisgemacht, dass die Industriebäcker Massenbrothaltung betreiben, Billigteiglinge aus China importieren und überhaupt am Untergang des Handwerks arbeiten. Da sollten doch Gemeinsamkeiten schwer zu finden sein. Wobei – manchmal kann es sich ja lohnen, lieb gewonnene Vorurteile zu überprüfen. Tun wir das, finden wir zunehmend mehr Verbindendes als Trennendes – ganz abgesehen davon, dass sich beide Verbände schon länger auch als Sprachrohr der Großfilialisten verstehen. Bäcker nehmen die Arbeit ihrer Verbände oft erst wahr, wenn das Problem Deutschland erreicht – sprich, eine EU-Verordnung in deutsches Recht umgesetzt wird. Dann sind wir aber schon bei der letzten Verteidigungslinie angelangt und es kann nur noch um kosmetische Korrekturen gehen. Eine engere Zusammenarbeit in Brüssel hätte im Vorfeld wahrscheinlich Groß- wie Handwerksbäckern manch Ungemach erspart. Nach einer von uns durchgeführten, völlig unrepräsentativen Umfrage gibt es gegen den Vereinigungs-Vorstoß nicht nur im Handwerk, sondern auch bei den Großbäckern deutliche Vorbehalte. Schade, denn zumindest ein strategisches Gespräch zwischen den Verbandsspitzen unter der Fragestellung „Wo können wir zusammen mehr erreichen?“ würde sicher keinem backenden Betrieb schaden.


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