Viele Artisan-Bäcker setzen bereits auf regionale Rohstoffe und zahlen den Erzeugern, die sie in der Regel auch gut kennen, dabei faire Preise. Ein Paradebeispiel ist in diesem Zusammenhang der BeckaBeck, den wir in der Artisan-Ausgabe 02/2020 vorgestellt haben. Mit solchen Konzepten liegen aber auch andere Bäckereien voll im Trend. Ein eindrucksvoller Beleg dafür ist der ARD-DeutschlandTrend aus dem Februar 2020. Demnach befürworten 73 Prozent der Deutschen ein Verbot des Verkaufs von Lebensmitteln unterhalb der Herstellerkosten. Dazu passt ein aktueller Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Umsetzung der EU-Richtlinie über unlautere Handelspraktiken. Ein breites Bündnis aus 49 Organisationen aus dem Umwelt-, Entwicklungs-, Landwirtschafts- und Lebensmittelbereich setzt sich ebenfalls für mehr Fairness im Lebensmittelhandel ein.
International betrachtet, denkt man dabei vielleicht zuerst an die schlecht bezahlten Bananenarbeiter in Mittelamerika oder die armen Kakaobauern in Afrika. Hier können Bäcker zumindest indirekt etwas tun, indem sie diese Produkte beispielsweise nur mit dem Fairtrade-Siegel kaufen. Den eigenen Landwirten in der Umgebung können sie aber direkt helfen, indem sie ihre Eier, Erdbeeren, Pflaumen, Äpfel und anderes mehr zu auskömmlichen Preisen dort kaufen. In der nächsten Stufe kann man dann in Zusammenarbeit mit einer örtlichen Mühle über regionales Mehl nachdenken. Auch darüber hinaus gibt es noch zahlreiche Zutaten, die man direkt vom örtlichen Erzeuger beziehen kann, wie etwa Pflanzenöle, Milchprodukte oder Gewürze, wie Kümmel. Die Möglichkeiten sind also vielfältig und die Zeit ist gerade genau richtig, um ein regionales Lieferantennetz auf- oder auszubauen. Damit erfüllt man dann sozusagen gleich drei Wünsche auf einmal. Der Bäcker selbst bekommt ein zusätzliches Alleinstellungsmerkmal, das er auch für das Marketing nutzen kann. Der Landwirt erhält Hilfe bei der Existenzsicherung und schließlich profitieren auch die Umwelt und das Klima durch kürzere Lieferwege.
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