Für ein neues Bäckerhandwerk

Für ein neues Bäckerhandwerk

05.04.2019 | Trond Patzphal

Das Bäckerhandwerk muss sich und die Handwerksordnung neu aufstellen, sonst verliert es jede Gestaltungsmacht. Zuerst einmal die gute Nachricht: Es wird einen runden Tisch geben! An dem nehmen Bäckerinnen und Bäcker teil, die Verbandsstrukturen verändern wollen. Auf diese Diskussionsrunde freuen wir uns, weil hier auch Bäcker teilnehmen wollen, die im Ehrenamt eine Funktion ausüben! Dieser runde Tisch wird in unserem Verlag am 4. April um 11.00 Uhr in Osnabrück stattfinden. Sie können sich mit dem abgedruckten Anmeldeformular anmelden, es sind alle Bäckerinnen und Bäcker eingeladen, die ein Bäckereiunternehmen führen! Unsere Aufgabe wird sein, das Ergebnis dieser Diskussion festzuhalten und zu publizieren, sozusagen als Blaupause für jeden Innungsmeister, jeden Landesinnungsmeister und jeden Geschäftsführer einer Kreishandwerkerschaft! Im Nachgang zu meinem Kommentar „Zum Verbandswesen in Deutschland“ habe ich mit vielen Bäckern telefoniert. Außerdem mit ehemaligen Vorstandsmitgliedern des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks und mit vielen Bäckern, die sich früher in ihren Innungen und den Vorständen der Landesinnungsverbände engagiert haben und heute frustriert sind! Hier noch einmal vielen Dank für die zahlreichen Leserbriefe, die unsere Redaktion erreicht haben. Liebe Bäckerinnen und Bäcker, nur Ihr habt die Macht, Dinge zu verändern. Unsere Aufgabe als Verlag ist es, Missstände aufzuzeigen und Lösungen anzuregen. Aber nur die Bäcker in ihren Organisationen können die Strukturen revolutionieren und neue Strukturen einführen. Wir sind sehr gespannt, was beim runden Tisch herauskommt, wir werden Euch über alles informieren und umfassend berichten. Wir möchten heute die Bewegung „Für ein neues Bäckerhandwerk“ ausrufen und alle Bäcker aufrufen, Forderungen zu stellen und vor allem in ihren Organisationen wieder mitzuarbeiten. Fahnenflucht ist keine Lösung, wie mir ein bayerischer Oberbäcker richtigerweise mitteilte! Die Mitarbeiter in den Verbänden müssen begreifen, was es bedeutet, in einem Wirtschaftsunternehmen und für das Bäckerhandwerk zu arbeiten. Geht Euren Verbandsgeschäftsführern auf jeder Ebene auf die Nerven und fordert Protest ein! Protest gegen jeden Versuch, uns weiter zu reglementieren! Wir brauchen keine von den Bäckern bezahlte Interessenvertretungen, die uns dann erklären, warum wir was an wen zahlen müssen und dass das eben so ist und man dagegen nichts machen kann! Wir brauchen Verbände, die uns erzählen, wie und wo wir Widerspruch einlegen können, welche Schwachsinnsideen die Bürokraten planen und wie wir gemeinsam Aktionen dagegen starten. In den Telefonaten und Gesprächen mit Funktionsträgern des Bäckerhandwerks in den letzten Tagen wurde mir erklärt, wie viel in Hintergrundgesprächen, ganz vertraulich, verhindert wurde und welche Gesetze und Verordnungen entschärft wurden. Ich sage, es war zu wenig und die Zeit der Hinterhofdiplomatie ist vorbei! Wir müssen über alles öffentlich reden! Ich halte es für fahrlässig, wenn Verbände wissen, wie man sich gegen den Internetpranger von Foodwatch wehren könnte, es aber ihren Mitgliedern nicht mitteilen (hierzu mehr in der nächsten DBZ-Ausgabe). Warum treffen sich nicht einmal 500 Bäcker vor dem Reichstag und demonstrieren gegen Überregulierung? Weil es eben keiner organisiert! Und genau das ist die Aufgabe unserer Interessenvertretungen! Die sind aber mittlerweile eher zu einer Art „Vermittlungsbehörde“ geworden, die den „dummen“ Bäckern erklärt, das alles eben so ist, wir uns daran zu halten haben und die Gebühren nach Liste xy richtig berechnet wurden. Das darf nicht sein! Zum Glück haben wir im Bäckerhandwerk noch Geschäftsführer und Ehrenamtsträger, die genau wissen, um was es geht. Aber auch diese Kollegen brauchen neuen „Treibstoff“ für ihre Motivation, brauchen Mitarbeit von Bäckerinnen und Bäckern in ihren Verbänden! Wenn dieser Kommentar auch nur einen Bäcker anregt, sich wieder für Verbandsarbeit zu motivieren, hat er sich schon gelohnt! Wir brauchen eigentlich keine neuen Interessengemeinschaften, wir brauchen im Bäckerhandwerk nur endlich ein Hauptamt auf allen Ebenen bis zur Kreishandwerkerschaft, welches für uns – mit Unterstützung des Ehrenamts – mit aller Macht für Handwerksinteressen kämpft und seine Wohlfühlzone verlässt! Und wir müssen uns wichtig nehmen – auf nach Berlin!


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