Gasversorgung: Priorisierung der Backbranche nicht garantiert

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Gasversorgung: Priorisierung der Backbranche nicht garantiert

19.07.2022 | Dirk Waclawek

Aktuell scheint die Preisexplosion bei Gas gestoppt. Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hält einen vorübergehenden Höchststand für möglich. Müller sagte der Bild am Sonntag, zuletzt habe es keine Preissprünge mehr gegeben. In der Debatte über die Versorgungslage in Deutschland forderte der Behördenchef mehr Besonnenheit. Es dürfe nicht in Panik verfallen werden, so Müller. Jetzt neigen die Bäcker nicht zu Panikreaktionen, eine gewisse Verunsicherung besteht in der Branche allerdings weiterhin. Grund: Müller hatte zwar in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erklärt, Betriebe bis zu einem Jahresverbrauch von 1,5 Millionen Kilowattstunden, „darunter Bäckereien oder Supermärkte”, seien ebenso wie die Privatverbraucher geschützt. Allerdings hat diese Aussage keine Gesetzeskraft. Bei einem dauerhaften Ausfall der russischen Gaslieferungen kann man sich also nicht darauf verlassen. Sicher – so weit man in diesen Tagen sicher sein kann – sind lediglich Privathaushalte und soziale Einrichtungen. Und dann stellt sich ja noch die Frage nach den größeren Betrieben. Beim Zentralverband des deutschen Bäckerhandwerks sieht man das Problem und arbeitet „mit Hochdruck an einer Konkretisierung”, so Hauptgeschäftsführer Daniel Schneider. Einigermaßen sicher fühlen können sich Kleinbetriebe zurzeit, weil es rein technisch bei Gas kaum möglich ist, Einzelverbraucher in einem Wohnviertel vom Netz zu nehmen. Denkbar wären aber immer noch Einzelverfügungen, kontrolliert durch das Ordnungsamt: „Du darfst Deine Öfen nicht hochfahren.” Bei kleineren wie größeren Betrieben stellt sich davon unabhängig die Frage, ob die Politik wirklich leere Brotregale in den Filialen und den Supermärkten riskieren will. Trotzdem: So etwas wie eine Garantie mit dem Zauberwort Systemrelevanz für die Backbranche wäre schon schön.