Rote-Bete-Salat mit Croûtons, Couscous mit Lamm und Gemüse, gesüßter Joghurt, Obst der Saison. Oder: Karottenraspeln mit Zitronensaft, Schweinebraten mit Senfsauce, Erbsen, Quark mit kandierten Früchten. Oder: Kopfsalat mit Avocado, Steak mit Flageoletbohnen, Saint Nectarine, Obstsalat. Na, Hunger bekommen? Bei diesen Menüs läuft einem buchstäblich das Wasser im Mund zusammen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich nicht alle der hier aufgeführten Köstlichkeiten kenne. Eine Saint Nectarine wird wohl irgendeine Nektarine sein, wahrscheinlich eine besonders leckere. Aber Flageoletbohnen? Nie gehört. Google weiß (welch Überraschung) mehr: In Deutschland sind sie als Gartenbohne oder Grüne Bohne bekannt. Sie gehören zu den Körnerleguminosen und zeichnen sich durch ihren hohen Eiweißgehalt aus. Ah ja, sehr wissenswert! Aber darauf wollte ich gar nicht hinaus. Viel interessanter: Sie werden nicht erraten, woher die oben genannten Menüs stammen. Sie kommen nicht von der Speisekarte eines Restaurants. Auch nicht von einem besonders ambitionierten Foodblog und schon gar nicht von Instagram. Nein, es sind Mittagsmenüs einer ganz normalen Woche an einer Grundschule. Leider nicht von der Grundschule, in der meine Töchter unterrichtet werden, sondern von einer Grundschule im zweiten Arrondissement von Paris. Aber das ist keine rühmliche Ausnahme und auch keine Vorzeigegrundschule. Die Speisepläne der Grundschulen im ersten und dritten Arrondissement sehen ähnlich aus – wie überall in der Grande Nation. Der Spruch „Essen wie Gott in Frankreich“ scheint schon für Grundschüler zu gelten. Man kann das für überflüssig halten oder den Franzosen unterstellen, dass sie zu viel Geld haben – schließlich können Kinder auch anders und vor allem billiger satt werden. Aber ich denke, das greift zu kurz. Eine Erzieherin aus dem Kindergarten bei mir nebenan erzählte mir neulich, dass sie jetzt Frühstück für die Kinder anbieten, weil das, was manche Eltern einpacken, so „unterirdisch“ sei. Es gipfelte wohl in kalter Pizza und Pommes vom Vortag. Das ist sicher nicht die Regel, aber es hat die Kindergartenleitung zum Handeln veranlasst. Man ist, was man isst. Das ist zwar nur ein schöner Kalenderspruch, dennoch nicht von der Hand zu weisen. Aus eigener leidvoller Erfahrung weiß ich, dass es nicht immer einfach ist, für Kinder zu kochen. Meine Töchter rufe ich so zum Essen: „Kinder, kommt nörgeln, das Essen ist fertig!“ Es ist leicht, das aufzutischen, was Kinder und auch viele Erwachsene gerne essen: Schokocroissant, Chicken Nuggets und zum Nachtisch ein leckeres Eis. Wer stattdessen mit Schwarzbrot, Tomaten und Früchtequark um die Ecke kommt, wird das wohl alleine essen müssen. Doch ein Blick nach Frankreich zeigt, dass Essen nur eine Frage der Gewohnheit ist. Wer immer nur geschreddertes und paniertes Huhn isst, wird mit Lamm wenig anfangen können. Aber ist man es von Kindesbeinen an gewöhnt, ist es kein Problem mehr. A long story short: Als Bäcker verkaufen wir mitunter viele Snacks an Schüler, die lecker sind und Marge bringen. Doch vielleicht sollten wir mehr auf Gesundheit und Vielfalt achten. Hier haben wir eine Verantwortung, der wir uns stellen sollten. Vielleicht in Form einer Kooperation mit einem Kindergarten oder einer Grundschule. Nicht zu vergessen: Dort treffen wir die Kunden von morgen!
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