Lautstärke erhöhen

Lautstärke erhöhen

20.12.2019 | Lukas Orfert

Das mediale Getöse um die ins Haus stehende Belegausgabepflicht ist riesig. Das ist gut und richtig, denn ob diese Lösung wirklich zielführend ist, darüber lässt sich vortrefflich streiten. Im Windschatten dieser Diskussion geht die Entwicklung hin zu weiteren Pflichten und Belastungen allerdings ungebremst weiter. Ein Beispiel dafür ist der Nutri-Score. So möchte Landwirtschaftssministerin Julia Klöckner jetzt die Grundlage dafür legen, dass Unternehmen diese Kennzeichnung ab dem kommenden Jahr freiwillig nutzen können. Harry Brot hat außerdem angekündigt, genau das im nächsten Jahr umsetzen zu wollen. Klar, aus dieser Freiwilligkeit leitet sich für die Handwerksbetriebe noch lange keine Pflicht ab, schon gar nicht kurzfristig. Doch es gibt ein schönes Wort: Gewohnheitsrecht. Hat sich der Verbraucher erst einmal an die Kennzeichnung gewöhnt, dürfte keine große Hemmschwelle hin zu einer allgemeinen Verbindlichkeit mehr bestehen. Dass eine solche Auszeichnung der Produkte einen größeren Rattenschwanz aus alltäglichem Verwaltungsaufwand nach sich ziehen könnte als die Belegausgabepflicht – geschenkt. Denn noch ist das Zukunftsmusik, die in der Bäckerei vielleicht nie spielt. Und wenn doch, dann müssen die Mutigen eben wieder auf die Straße und Ausnahmen fordern. Wünschenswert wäre es, wenn das gar nicht notwendig wird, wenn das Handwerk es schafft seine Forderungen nicht wieder leiser, sondern lauter deutlich zu machen. Dass die Bäcker den Schwung aus den gemeinsamen Aktionen mitnehmen und den Organisationsgrad erhöhen. Die Bauern machen es seit Jahren vor. Und da man schließlich noch träumen darf: Vielleicht, aber nur vielleicht, liegt 2021 dann sogar ein Bürokratieentlastungsgesetz unter dem Baum, das seinen Namen verdient hat. Frohe Weihnachten.


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