Mittelweg gesucht

Mittelweg gesucht

22.11.2019 | Lukas Orfert

Wenn der Haupgeschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks, Daniel Schneider, wieder einmal in der Bild-Zeitung zitiert wird,  hat es ein Thema, das auch die Bäcker bewegt, offensichtlich in die öffentliche  Aufmerksamkeit geschafft. In diesem Fall geht es um die Belegausgabepflicht, nach  der es zukünftig zu jedem Brötchen gratis einen Kassenzettel gibt. Dabei hat Schneider gute Argumente auf seiner Seite: Die Vorstellung von riesigen Müllbergen aus Kassenzetteln verursacht bei den Besuchern der Fridays-for-Future-Demonstrationen Gänsehaut. Ein weiteres, leider nicht ganz so öffentlichkeitswirksames Argument gegen die geplante Form der Belegausgabepflicht, sind unbestreitbar die Kosten für die zahlreichen, ellenlangen  Bons. Doch, ob Unternehmer oder nicht, die Ziele der Gegenseite sind verständlich: Die Kassenbons sollen sicherstellen, dass jeder Kauf in das System eingebucht und damit besteuert wird. So weit, so gut. Steuerehrlichkeit liegt schließlich im
ureigenen Interesse ordentlicher Betriebe. Es braucht ja niemand so weit zu gehen wie die Schweden, die gerne Steuern zahlen – wie man munkelt. Jetzt geschehen allerdings noch Zeichen und Wunder: In ein ähnliches Horn wie Schneider blasen auch Vertreter der Landesämter für Steuern. Ihnen zufolge ist die Belegausgabepflicht in der jetzigen Form deutlich über das Ziel hinaus geschossen. Auf den Kassenzetteln soll nämlich ein Buchstabensalat auftauchen, der nur unwesentlich kürzer scheint als der nächste Roman von Ken Follett. Diesen erzeugt  die künftig erforderliche technische Sicherheitseinrichtung. Gerade bei wenigen Artikeln ist der Beleg dann mehr als doppelt so lang. Der Zweck: Der Prüfer solle diesen Wust abtippen können, um die Buchung auf Plausibilität zu prüfen. Was er alternativ tun kann? Den QR-Code direkt darunter mittels einer App abscannen. Das führt zum gleichen Ergebnis. Sollte also Schneider mit seiner Forderung nach Sonderregelungen für das Bäckerhandwerk keinen Erfolg haben, sollte sich wenigstens die Länge der Belege massiv ändern.


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