Muss das so sein?

Muss das so sein?

16.11.2022 | Dirk Waclawek

Wir haben ja angekündigt, uns nicht mehr über die Politik aufzuregen. Bringt nichts. Macht nur trübsinnig. Und Besserung ist auch nicht in Sicht. Wir fürchten, dass der Branche auch nicht viel anderes übrig bleibt. Gesellschaftliche Rahmenbedingungen wird das Bäckerhandwerk mit keinen Demos der Welt ändern können. Konzentrieren wir uns also auf das, was die Betriebe tun können. Und die haben zum Glück schon angefangen, sich die richtige Frage zu stellen: „Okay, wir haben das immer so gemacht. Aber muss das wirklich so sein?“ Müssen wir am Sonntag öffnen? Muss der Verkauf immer und überall von Angesicht zu Angesicht über die Theke erfolgen? Müssen die Bäcker in der Nacht arbeiten? Müssen wir über jedes Stöckchen springen, das uns der Handel hinhält? Müssen wir das Rühreifrühstück in jeder Filiale anbieten? Muss der Kunde bei uns vielleicht für Arbeitsweisen und Strukturen bezahlen, die gar nichts mit handwerklicher Qualität zu tun haben? Müssen wir dauerhaft lernen, mit einer Verdopplung der Energiepreise umzugehen? Muss jeder Ofen pünktlich mit dem Einschalten des Lichts hochgeheizt werden? Müssen wir in jedem Laden backen? Muss die Retourenquote so hoch (oder so niedrig) sein? Muss jemand die deutsche Sprache beherrschen, um in einem Bäckerladen zu arbeiten? Das Bäckerhandwerk steht vor so vielen Problemen wie noch nie in seiner jüngeren Geschichte. Es muss sich also auch so viele Fragen stellen wie noch nie. Wir sind immer wieder überrascht, wie groß die Bereitschaft dazu ist. Die Besucher der Südback haben hier das richtige Zeichen gesetzt. Der Begriff „Querdenker“ ist auf der politischen Ebene in Verruf geraten. Wir hoffen, dass sich auf der fachlichen Ebene unter den Bäckerinnen und Bäckern in den nächsten Monaten viele Querdenker finden werden, die dann zu Vordenkern werden können. Deshalb: Viel Spaß beim Fragenstellen.


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