Pommes oder Peitsche

Wir haben uns testen lassen. Die Kollegen aus der Redaktion sind einzeln in einen gesonderten Raum gerufen worden und einige mit leichten Tränen in den Augen wieder hinausgekommen. Der Grund für die Tränen war nicht etwa das Testergebnis, sondern ein Wattestäbchen, für manche Empfindungen unangenehm tief in die Nase geschoben. Ein für meine Begriffe vergleichbar harmloser Eingriff. Doch spätestens wenn nicht alle Mitarbeiter mitziehen wollen, sind schwerwiegende Interessen gegeneinander abzuwiegen. Natürlich ist jedem an körperlicher Unversehrtheit und einem intakten Persönlichkeitsrecht gelegen. Doch genauso klar ist, dass der Unternehmer angemessene Mittel nutzen muss, um seinen Betrieb und die Angestellten darin vor vermeidbaren Risiken zu schützen. Ist also ein Test mit Zwang durchzusetzen? Und was geschieht, wenn sich ein Mitarbeiter dennoch weigert? Mit hundertprozentiger Sicherheit steht das noch nicht fest. Zwar hat das Arbeitsgericht Offenbach schon einen Fall verhandelt, doch das Urteil wurde nicht in der Sache gefällt. Lediglich die vom Arbeitnehmer angemahnte Eilbedürftigkeit wollte das Gericht nicht erkennen. Eines steht aber mit Sicherheit fest: Diese Diskussion wird es im laufenden Jahr auch bezüglich der Impfungen geben. Die meisten Arbeitsrechtler beurteilen einen Impfzwang mindestens als schwierig, eher unmöglich. Das ist verständlich, die Impfungen stellen auch für mein Verständnis einen weit bedeutenderen Eingriff dar als ein Schnelltest. Mit Rechtssicherheit durch den Gesetzgeber ist dabei nach den Erfahrungen in der Corona-Politik ebenfalls nicht zu rechnen. Es bleibt also den Unternehmen überlassen. Wie die Wirtschaftswoche schreibt hat das St. Franziskus Hospital in Münster dafür schon 2019 im Rahmen von einer Grippe-Impfung eine Blaupause vorgelegt. Jeder geimpfte bekam eine Pommes in der Cafeteria. Das Robert-Koch-Institut stellte daraufhin fest, dass sich die Impfquote verdoppelt habe. Auch aus der Bäckerbranche gibt es schon Beispiele für den Umgang. Hier sind deutliche Hinweise an die Belegschaft, sich impfen zu lassen, zu veritablen Shit-Storms geworden. Der Imageschaden alleine dürfte den Erfolg nicht aufwiegen. Positive Bestärkung, sich impfen zu lassen, wird also der Schlüssel zum Erfolg werden. Überlegen Sie also jetzt schon, wie Sie das Thema im Betrieb umsetzen wollen – es kommt bestimmt.

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