Umweltorganisation WWF fordert steuerliche Maßnahmen gegen zu hohe Retouren

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Umweltorganisation WWF fordert steuerliche Maßnahmen gegen zu hohe Retouren

02.05.2022 | Benno Kirsch

Anlässlich des „Tages der Lebensmittelverschwendung“ am 2. Mai hat die Umweltorganisation WWF ein Ende der Möglichkeit gefordert, Lebensmittelüberschüsse steuerlich als Verlust auszuweisen. Sie machte darauf aufmerksam, dass Brot und Backwaren in Deutschland zu den am häufigsten weggeworfenen Lebensmitteln gehören. Die Verluste werden in diesem Bereich auf etwa 1,7 Millionen Tonnen pro Jahr geschätzt; insgesamt belaufen sie sich nach WWF-Schätzung auf rund 18 Millionen Tonnen, wovon man zehn Millionen für vermeidbar hält. „Der Staat subventioniert so Lebensmittelverschwendung”, sagte die WWF-Ernährungsexpertin Tanja Dräger.

Nach Erkenntnis des WWF fielen 2015 (neuere Angaben sind nicht verfügbar) 49 Prozent der Verluste im Haushalt an, während nicht verkaufte Ware aus Bäckereien und dem Handel mit 36 Prozent beziehungsweise 13 Prozent zu Buche schlagen würden. Die restlichen zwei Prozent würden in der Außer-Haus-Verpflegung anfallen. Allein die Retouren würden sich in Deutschland auf rund 600.000 Tonnen pro Jahr summieren. „Vertragsbäckereien, die in ihren Vorkassenzonen der Supermärkte und Discounter Backshops unterhalten, werden häufig vertraglich dazu angehalten, bis kurz vor Ladenschluss noch eine hohe Warenpräsenz zu zeigen“, kritisiert Dräger. „Viele kleinere Betriebe wiederum sehen sich dann unter Zugzwang, da wider Sinn und Verstand mitzuziehen.“

Dräger forderte die Bundesregierung auf, zügig den Beschluss des Bundesrates zur Lebensmittelverschwendung aufzugreifen und konkrete Umsetzungsvorschläge für eine gesetzlich verankerte Pflicht zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen zu erarbeiten. Der gesetzliche Rahmen müsse für alle Herstellungs- und Vertriebsbereiche gelten, weil Wegwerfverbote nur für den Lebensmitteleinzelhandel nach ihrer Ansicht das Problem nicht lösen würden. Außerdem forderte sie die Einrichtung einer bundesweit zuständigen unabhängigen Kompetenzstelle im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung.