Was kostet eigentlich die Mitarbeiter-Fluktuation?

Was kostet eigentlich die Mitarbeiter-Fluktuation?

20.08.2024 | Dirk Waclawek

Die meisten Bäckereien haben die Entwicklung ihrer Zahlen ganz gut im Blick. Den größten Kostenblock stellt mit weitem Abstand das Personal. Stellt sich die Frage, welchen Anteil daran die Fluktuation hat? Schließlich gibt es Betriebe, die auf eine Fluktuationsquote von rund 20 Prozent kommen, während andere mit 50 Prozent und mehr leben müssen. In der Literatur findet man sehr unterschiedliche Angaben zu den Kosten von aus betrieblicher Sicht unerwünschtem Jobwechsel. Manche gehen von Beträgen pro Mitarbeiter aus, die fast einem Jahresgehalt entsprechen. Eher vorsichtige Schätzungen rechnen mit einem Drittel des Jahresgehalts. Das scheint uns auch einigermaßen realistisch, wenn man alle Kosten – von den Gebühren des Personaldienstleisters über das Onboarding bis zur erzwungenen Filialschließung – in Betracht zieht. Gehen wir also für unseren Beispielbetrieb Musterbäcker davon aus, dass die Besetzung jeder frei gewordenen Stelle unter dem Strich das Drittel eines Jahresgehaltes kostet. Gehen wir weiter davon aus, dass der Musterbäcker ohne Fluktuationskosten auf Personalkosten von 40 Prozent käme. Leidet er jetzt unter einer Fluktuationsquote von 50 Prozent, klettert der Kostenblock Personal auf knapp 47 Prozent. Erfreut sich der Musterbäcker einer Fluktuationsquote von 20 Prozent, reden wir von knapp 43 Prozent Gesamtpersonalkosten. Zugegeben: Das ist eine grobe Überschlagsrechnung, aber vier Prozentpunkte sind schon eine Menge. Mehr als die Energiekosten einer typischen Handwerksbäckerei oder ungefähr der Unterschied, den ein durchschnittliches Filialnetz im Vergleich zu einem guten Geschäftsportfolio an Mehr-Personalkosten verursacht. Der Kleinbetrieb mit niedriger Fluktuationsquote kann hier auch einen guten Teil des Kostenvorteils aufholen, den der Großbetrieb mit hoher Fluktuationsquote und moderner Backstubentechnik erreichen kann. Fazit: Bei unseren Zahlenspielen ist der Faktor Stress noch gar nicht berücksichtigt. Aber auch so gehört die Fluktuationsquote zu den wichtigsten Kennzahlen einer Bäckerei, die Unternehmerin und Unternehmer immer im Blick haben sollten. Ein schlauer Bäcker – vielen Dank und viele Grüße bei dieser Gelegenheit an Reinhard Hesse aus Kirchhundem – hat die Fluktuationsquote übrigens schon vor gut 20 Jahren in den Marktkieker-Bewerbungsbogen aufgenommen. Er wusste warum.

 


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