Zwischen den Stühlen

Zwischen den Stühlen

02.09.2024 | Lukas Orfert

Nur Bares ist Wahres – ein Satz, den man immer seltener hört. Deutschland ist im europäischen Kontext nicht mehr das kleine gallische Dorf, das sich gegen bargeldlose Bezahlmethoden behauptet und stattdessen auf Münzen und Scheine setzt. Die Zeiten ändern sich. An den Kassen der Einzelhändler haben Kartenvarianten das Bargeld mittlerweile eingeholt. Die Bundesbank sieht deshalb ihre Felle davonschwimmen. Das bekannteste „Produkt“ ist in großer Gefahr. Nun will man Öffentlichkeit und Politik von der Relevanz des Bargelds überzeugen. Dieser Initiative schließt sich auch der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks an. Nachvollziehbar, schließlich ist das Bargeld beim Bäcker immer noch enorm wichtig. Außerdem gibt es viele Gründe für die klingende Münze: Datenschutz, Krisensicherheit, Inklusion aller Gesellschaftsgruppen und so weiter. Aber es gibt eben auch Herausforderungen. Bargeld wird vor allem immer teurer und komplizierter im Handling. Die Initiative weist beispielsweise auf den fortschreitenden Abbau von Bankfilialen und den Rückgang der Geldautomaten-Infrastruktur hin. Womit die Bundesbank selbst mit der angekündigten Schließung zahlreicher Standorte in guter Gesellschaft ist – das trägt sicher nicht zu einer reibungslosen Versorgung mit Bargeld bei. Für die backenden Betriebe ist die Situation unbefriedigend. Wer nicht beide Möglichkeiten zum Bezahlen vorhält, lässt Umsatz liegen. In Lösungsvorschläge wie eine verpflichtende Versorgung mit Bargeld oder einen Kostendeckel für die Entgegennahme der Tageseinnahmen sollte man nicht allzu viel Hoffnung setzen. Es steht zu befürchten, dass diese Initiative in der Realität eher einem Rückzugsgefecht gleichkommt – bei dem ein zunehmend kleinerer Teil des Umsatzes immer mehr Kosten verursacht.


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